
Gottesdienst zum Israelsonntag
Der „Israelsonntag“ ist der Sonntag im Kirchenjahr, an dem das Verhältnis von Juden- und Christentum besonders bedacht wird. Früher hieß der Sonntag „Judensonntag“. Man las Texte zur Zerstörung des Tempels in Jerusalem, immer mit der Blickrichtung, dass die Zerstörung Jerusalems und des Tempels als Strafe für die Juden zu deuten sei, weil sie Jesus nicht als Messias anerkannt hätten. Dieses Verständnis scheint uns vielleicht lange her zu sein und mit uns gar nichts mehr zu tun zu haben. Ob es uns wirklich gelungen ist, uns aus der ja leider jahrhundertealten Tradition zu lösen, die Texte der Bibel nicht mit einem versteckten und manchmal auch ganz offenen Antijudaismus zu lesen und zu verstehen, scheint mir fraglich. Ich glaube, da haben wir noch einen Weg zu gehen. In diesem Jahr werden wir aus dem 2. Buch Mose vom Auszug der Israeliten aus Ägypten lesen und von dem Versprechen, was Gott dem Volk Israel dort gegeben hat: Sie sind sein Eigentum vor allen anderen Völkern. Die Erwählung Israels als Gottesvolk war für Christinnen und Christen an allen Orten und zu allen Zeiten ein Stolperstein. Die Vorstellung, dass neben der Kirche Jesu Christi das erwählte Gottesvolk leben könnte, dem Gott die Treue hält, war offenbar schwer zu ertragen. Die Kirche hat für sich in Anspruch genommen, dass die Erwählung auf sie übergangen sei und Gott das Volk Israel verworfen habe. Damit hatte man auch die Rechtfertigung, selber jüdische Menschen an den Rand zu drängen, zu entrechten, zu verfolgen, zu „verwerfen“. Dem als Christen gegenzusteuern, ist mir wichtig und scheint mir unerlässliche Aufgabe zu sein und zu bleiben. Im Gottesdienst am 8. August wollen wir das versuchen.